«Vielleicht wird der Mensch erst vollends menschlich, wenn er sich auf das Animalische in ihm besinnt.» Jessica Ullrich, Kulturwissenschaftlerin
Die Tanzproduktion Being Animal von Irina Lorez & Co setzt das Verhältnis von Mensch und Tier in neue Bezüge. Am Beispiel von Katzen erkundet sie in einem lang angelegten Kreationsprozess die Vielfalt der Beziehung, die wir Menschen zu Tieren aufbauen können, wenn wir versuchen, unsere anthropozentrische Weltsicht zu erweitern.
Was für Kommunikations- und Interaktionsformen sind möglich? Welche Beeinflussung, Berührung und Mobilisierung des eigenen Körpers, Denkens und Handelns finden bei interspezifischen Begegnungen und im Zusammenleben mit Katzen statt? Um sich diesen Fragen zu nähern, verbringt Irina Lorez viel Zeit mit halbwilden und domestizierten Katzen, tastet sich an ihre Seins- und Wahrnehmungsweisen heran, begibt sich mit ihnen auf Augenhöhe.
Auf dieser Grundlage entsteht eine choreografische Arbeit, die die Schnittstelle zwischen Mensch und Tier performativ-ästhetisch und tänzerisch-physisch auslotet. Die Produktion lädt dazu ein, über das Tierische im Menschen und das Menschliche im Tier nachzudenken und schafft die Vision einer Welt, die einen vereinten und durch gegenseitige Zugehörigkeit gewachsenen Lebensraum von Mensch und Tier im Blick hat.
Trailer
Fotos: Roberto Conciatori
Aufführungen
26. Juni 2020, Südpol Luzern – Showing
3. Dezember 2020, Südpol Luzern – Premiere
4. Dezember 2020, Südpol Luzern
5. Dezember 2020, Südpol Luzern
9. April 2021, 17. September 2021, Katzenstall Baldegg
3. Dezember 2021, Tojo Theater Bern
4. Dezember 2021, Tojo Theater Bern
Credits
Konzept, Choreografie, Performance: Irina Lorez
Musik: Marie-Cécile Reber
Video: Kevin Graber, Loris Ciresa
Licht & Technik: Thierry Tschiemer, Francisco Herrera Marfella
Choreografische Begleitung: Kuan-Ling Tsai
Dramaturgische Begleitung: Mona De Weerdt
Kostüm: Nic Tillein
Mitarbeit Texte: Andrea Hinnen
Produktionsleitung & Gestaltung: Eric Amstutz
Katzen: Manucci, Biggs, Rumi, Schamsi, Tabrizi, Fini, Lani, Sufi, Giovi, Clochy, Tiger, Inuit
Koproduktion: Südpol Luzern
Produktion: Pro Tanz Luzern
Unterstützer
Landis & Gyr Stiftung, FUKA-Fonds Luzern, Kulturförderfonds Region Seetal, Kanton Luzern, Monika Widmer Stiftung, Stiftung Corymbo, Gemeinnützige Gesellschaft Luzern, Migros Luzern Kulturprozent, Stiftung Charlotte und Joseph Kopp-Maus, Schweizerische Interpretenstiftung SIS
Feedbacks
Dein Prolog, die Aufzeichnung über deine Beziehung in deinem Leben zu Katzen war souverän und vielversprechend. Der Raum, das Licht, die Bühne und die karge Musik, das erwachen der Protagonistin war stimmungsvoll auf den Punkt gebracht. Es entstehen spannende Situationen und Bilder (auf Nüssen gehen oder wo du dich in die Schachtel reinschlingst) und andere. Die Beziehung zwischen dir und den Katzen ist gelassen und gelöst. Es wird mir bewusst wie unglaublich locker und sanft Katzen sind. Als Wesen, im Blick, in der Bewegung und im Gang. Du nimmst die Energie der Katzen auf und wirst so auch zum animalischen Wesen. Innere Zustände werden visuell und räumlich transformiert, ausgedehnt und aufgelöst. Diese inneren Zustände vor allem füllen visuell den offenen Raum. Das Stück wird so zu einem inneren, sanften Zustand. Im Sinne, es ist wie es ist, und es ist gut wie es ist. Es entsteht kein wirklicher Schluss, der Zustand ist unendlich.
— Urs Leimgruber (Musiker)
Jener Abend im Südpol ist schon eine Weile her. Aber ich muss dir einfach sagen, wie schön er für mich war. Du hast eine grossartige Ruhe ausgestrahlt. Und ich hatte den Eindruck, dass du es geniesst, mit deinen lautlosen, ausholenden Bewegungen, die du dir ausgedacht hattest und die gar nicht aufgesetzt, sondern auf kunstvolle Art natürlich wirkten, den ganzen Raum einzunehmen. Die Bühne war eindrücklich in ihrer Leere. Nur die grosse Schachtel stand imposant da, man hätte denken können, jemand habe sie vergessen. Ja, deine Bewegungen hatten etwas sinnlich Katzenartiges, aber ich war sehr froh, dass du nicht versucht hast, wie eine Katze zu gehen oder einen Buckel zu machen oder gar zu miauen. Auch dein Kostüm hat mich beeindruckt. Mutig, so ein paar alte Sachen anzuziehen, die vielleicht gar nicht alt waren, dir aber viel Freiheit gaben und deinem Körper ausserdem schmeichelten. Nein, du hast dein ganz persönliches Katzenbild und viel mehr dargestellt, ohne Clichée und ohne Anbiederung. Und wie sie dann aufgetreten sind, deine Katzen, unhörbar aber sehr präsent spazierten sie vorbei und verschwanden wieder, wir waren ihnen egal, sie nahmen keine Notiz. Mit gefiel es auch, wie vor der Vorstellung bereits zwei, drei Katzen im Südpol um unsere Beine schlichen.
Ich kann dir sagen, ich hätte sehr gerne noch ganz lange zugeschaut, du hast mir viel gegeben. Es war für mich eigentlich ein meditativer Abend, ich war glücklich.
— Franziska Greising (Schriftstellerin)